Eine Kindheit für eine Kindheit

Unsere alljährliche Gestaltung der Vorweihnachtszeit unterschied sich in der Regel maßgeblich von den anderen Familien. Neben dem obligatorischen Plätzchenbacken und Weihnachtsbaumschmücken haben wir als Kinder viel Zeit im Eingangsbereich verschiedener Supermärkte verbracht, um Flyer der Weihnachtspaketaktion zu verteilen. Am Ende des Tages wurde mithilfe der gesammelten Spenden ein Großeinkauf an ausgewählten Grundnahrungsmitteln, Hygieneartikeln und Süßigkeiten unternommen und diese palettenweise auf Busse verladen.

Dann begann für mich als schüchternes Kind der beste Teil der Aktion: wir standen abends in Lagerhallen und haben spielerisch gelbe Postpakete auseinandergefaltet, um diese in einer Tetris-Variation mit den Hilfsmitteln zu füllen. Diese spaßige Fließbandarbeit wurde meist mit einer bestellten Pizza belohnt und die gestapelten Paketberge von uns während des Essens bewundert.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag sind mein Vater und später auch meine älteren Geschwister mit Jugendgruppen aus Bad Hersfeld nach Rumänien gefahren, um die Weihnachtspakete persönlich zu verteilen. Die Jugendlichen haben anschließend Erfahrungsberichte öffentlich weitergegeben und Fotos dabei gezeigt. So lief es jedes Jahr seitdem ich denken kann und eigentlich kann ich mir Weihnachten gar nicht mehr ohne die Paketaktion vorstellen.

Diese Routine veränderte sich für mich in dem Jahr, als ich schließlich selbst als Jugendliche nach Rumänien fuhr, um bei der Verteilung der Pakete mitzuhelfen. Ich erkannte schnell, dass weder Berichte noch Fotos die erlebte Realität der Not wiedergeben können. Ich war schockiert, als ich barfüßige Kinder im Schnee spielen sah und wie Familien ohne gesicherte Nahrungsversorgung in kleinen Hütten leben müssen und deshalb ganze Wohnsiedlungen auf Mülldeponien entstehen. Und ich war schockiert von der Liebe und Gastfreundschaft dieser Menschen, die uns ohne Zögern ihr letztes Brot anboten. Diese Konfrontation hat die weihnachtliche Routine für mich vollkommen durchbrochen. Es wurde für mich von einer Kopf- zu einer Herzensaktion. Ich konnte nun endlich verstehen, warum die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des CHD (Christlicher Hilfsdienst Bad Hersfeld eV.) jedes Jahr voller Eifer dieser Arbeit nachgehen.

Als ich vor drei Wochen von Aliona, einer jungen Frau aus Moldawien hörte, wie viel ihr unsere Pakete als Empfängerin während ihrer Kindheit bedeutet haben, konnte ich einmal mehr den Wert dieser besonderen Paketaktion schätzen. Aliona wohnt nun selbst in Deutschland und ist zu einer Spenderin der Pakete geworden.

Für mich bleibt das Motto, dass die Weihnachtspaketaktion des CHDs seit vielen Jahren begleitet aktueller denn je: „Freude schenken macht Freude!“ Versprochen.

Schenken auch Sie Freude!

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Bericht: Deborah Scheling, Bad Hersfeld